Unsere Herde

Wir haben eine Herde von ca 75 Tieren der Milchviehrasse Holstein Friesian. Es ist die Rasse der Hochleistungskühe für Milch. Sie sind die Elitesportler, wenn es um die Milchproduktion geht. Sie sind stark überzüchtet und extrem empfindlich. Mittlerweile geht der Trend in der Zucht wieder mehr Richtung Langlebigkeit und Gesundheit, nachdem die Kühe im Durchschnitt kaum noch drei Laktationen überstehen, bevor sie ausgewechselt werden.

Wir lieben unsere Holsteins! Wer meint, dass sie weniger Mutterinstinkte hätten als andere Rassen, der hat unsere Kühe noch nicht erlebt! Selbst, oder ganz besonders die alten Tanten – wie wir sie liebevoll nennen – , die es noch anders erlebt haben, blühen in ihrem Mutterglück geradezu auf.

Auch ihre Ausstrahlung, ihr Wesen und ihre Leistungsbereitschaft wissen wir zu schätzen und wir finden sie einfach schön, unsere großen Kühe!

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Auch wenn die Holsteins nicht zu den robustesten Rassen zählen, sind sie bei natürlicher Haltung härter im Nehmen, als man ihnen zutrauen würde. Besonders unsere jungen Rinder, die bereits als Kälber und Jungrinder im Freien groß geworden sind, lieben die Natur und das Draußensein und sind erstaunlich trittsicher und wendig. Bei Regen und Nässe ziehen sie den Stall aber trotzdem vor. Schnee dagegen lieben sie über alles.

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Aber die Robustheit und Widerstandsfähigkeit ebenso wie ihre Genügsamkeit und Futterverwertung sind nicht optimal für einen extensiv geführten Biobetrieb. Sie brauchen ihre Ration Kraftfutter, um überhaupt gesund zu bleiben, von der Milchleistung ganz zu schweigen. Versuchen wir sie weniger intensiv zu füttern, geht nicht in erster Linie die Leistung zurück, sondern viele von ihnen bauen dann körperlich ab. Das ist nicht unser Ziel einer gesunden Herde.

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Die Deckbullen

Um unsere Herde robuster und widerstandsfähiger zu bekommen und gleichzeitig dem Anspruch unserer Doppelnutzung Milch und Fleisch gerecht zu werden, kreuzen wir alte, bedrohte Zweinutzungsrassen in unsere Holsteinherde ein.

Rotes Harzer Höhenvieh „Zeus“

Zeus ist der neue Chef unserer Herde. Seit Ende Juli 20 hat er Natus abgelöst. Da die Kälber von Erwin durch ihre Leichtkalbigkeit, Agilität und Fitness absolut überzeugt haben, haben wir uns für einen Nachfolger dieser Rasse entschieden.

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Zeus stammt vom Biolandbetrieb der Familie Stapel, die Harzer Höhenvieh in Mutterkuhhaltung zur Naturschutzpflege halten und züchten. Er war einer von 12 Mastbullen, die zeitnah zum Schlachter sollten. Durch unsere Entscheidung (oder seine) ihn als Deckbullen zu uns zu holen, haben wir drei Tage vor dem Stichtag seinem Leben eine Wendung gegeben. Er hat uns durch seine Ausstrahlung und Gelassenheit sofort in den Bann gezogen.

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Im Umgang mit unseren Damen ist er ein sehr wohlerzogener Gentleman. Er ist überaus freundlich uns rücksichtsvoll. Der Rest wird mit der Erfahrung kommen. Er ist gerade mal zwanzig Monate jung.

Pinzgauer „Natus“

Atuell nicht mehr im Deckeinsatz aber das Wahrzeichen unseres Hofes! Er hat bei uns ein Platz auf Lebzeit und wird den Hof nicht verlassen, bis er tot umfällt!

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2016 waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Deckbullen für unsere Herde. Da wir damals schon entschieden hatten, auch in die Bullenmast einzusteigen, wollten wir eine Fleischrasse einkreuzen. Aber wir konnten uns lange nicht entscheiden, welche die richtige Rasse für uns wäre. Auf der Eurotier haben wir uns deshalb eingehend mit den ausgestellten Bullen beschäftigt und da stand ein achtjähriger Pinzgauer, der uns sofort umgehauen hat. Obwohl er der Älteste war, wirkte er jünger als die Fleischklopse neben ihm.

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Zuhause – und dort als bedrohte ursprünglich Dreinutzungsrasse eingestuft – ist der Pinzgauer in Österreich. Heute gibt es noch Milchviehbetriebe, die Pinzgauer halten und züchten, aber sie werden mehr und mehr zur Fleischrasse umfunktioniert. Trittsicher und widerstandsfähig, werden in Österreich noch viele Pinzgauer Herden gealpt. Wir hatten unsere Koffer schon quasi gepackt, um nach Österreich auf die Suche nach unserem Bullen zu gehen, aber dann wurden wir kurze Zeit später, dank einer Vermittlungsinfo, in Soltau fündig.

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Seit Natus in unsere Herde eingezogen ist, wird er von den Mädels geliebt. Schlagartig wurde die Herde ruhiger und freundlicher. Er ist der Fels in der Brandung. Sorgt für Ruhe und Sicherheit, schlichtet Zickenterror und erzieht auch unsere Halbstarken. Er hat uns gelehrt, was Führungsqualität und Autorität wirklich bedeutet: nicht Dominanz, nicht Kraft und noch weniger Gewalt sind seine Waffen, sondern absolute Gelassenheit in jeder Situation. Sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wird mit viel mehr Respekt und Achtung gezollt, als zu zeigen, „wer hier der Boss ist“. Das zeigt sich auch in unserem Umgang mit ihm. Er ist bereits fünf Jahre alt und immer noch absolut problemlos im Händling. Wir respektieren ihn, dafür respektiert er uns. Dabei handhaben wir es mit Respekt auf Ehrenwort ohne jegliche Art von Dominanz oder Gewalt. Wir bitten ihn, geben ihm die Zeit, die er braucht, um zu reagieren und er tut es dann aus eigenem Ermessen heraus.

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Sein einziges Manko ist, dass er recht große Bullenköpfe vererbt und dadurch bei der ein oder anderen Kuh Probleme bei den Geburten verursacht. Dachten wir am Anfang, als er zweijährig zu uns kam, dass er unsere großen Damen nicht würde erreichen können, hat er nun drei Jahre später eine Größe und ein Gewicht erreicht, dass wir ihn nur noch unsere großen, stabilen Kühe decken lassen können, da er für die anderen im wahrsten Sinne des Wortes untragbar geworden ist. Trennen können wir uns von ihm trotzdem nicht. Er wird bei uns vermutlich bis in alle Ewigkeit einen Platz auf Lebzeit haben, ob er nun deckt oder nicht. ;-)

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Seine erste Nachzucht wurde im November 2017 geboren. Sie überzeugen ganz besonders durch ihr unschlagbares Selbstbewusstsein und können treten, wie die Kesselflicker…. :-) Wir sind schon sehr gespannt, wie sie sich als Milchkühe machen.

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Diesen Sommer haben die ersten Natus-Töchter Kälber von Erwin bekommen. Kleine topfitte agile Clone ihres Vaters, Opa Natus kommt da nicht mehr durch.. ;-)

Natus seine Töchter sind im Melkstand ein Traum. Super lieb und völlig unkompliziert. Milchleistungstechnisch sind sie auch völlig akzeptabel. Als Mütter unschlagbar. So vernarrt in ihre Kinder. :-)

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Aktuelle ist Natus nicht mehr im Deckeinsatz. Da wir uns von ihm aber nicht trennen können, hat er jetzt den Job als Sicherheitschef im Kreissaal. ;-) Da soll mal ein Wolf kommen! :-)

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Rotes Harzer Höhenvieh „Erwin“

In lovely memory

Erwin ist nicht mehr bei uns. Er hat starke gesundheitliche Beeinträchtigungen gehabt, die wir nicht in den Griff kriegen konnten. Deshalb haben wir uns schweren Herzens entschieden uns von ihm zu trennen. Da er einiges an Nachzucht hat und auch noch bekommen wird, wollen wir ihn trotzdem hier auf unserer Seite weiterhin vorstellen.

Nachdem klar war, dass unser Pinzgauer nicht geeignet war, um Rinder zu decken, die das erste Kalb bekommen sollen und unser letzter Holsteinbulle ebenfalls zu groß und schwer für die Jungtiere geworden ist, sind wir wieder auf die Suche gegangen. Eigentlich war die Idee das Schwedische Rotvieh einzukreuzen. Aber dann wurde uns Erwin, ein Harzer Höhenvieh Bulle angeboten und spontan haben wir zugesagt. Wir haben es nicht bereut!

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Erwin ist ein Fall für sich ;-) Kein Stall und kein Zaun, der ihn hält, wenn er raus will. Er springt einfach überall drüber. Aber das Beste was man dagegen tun kann ist, ihn in einem Stall unterzubringen, aus dem er gar nicht raus will. Und nach dem er bei unseren Mädels Einzug halten durfte, war das Problem des Ausbüchsens erledigt. Neun Monate lang haben wir gebangt, was er uns wohl für Nachwuchs bringen würde…
Schon mit seinem ersten Nachwuchs hat er uns vollkommen überzeugt! So was Fittes und Agiles haben wir noch nicht erlebt. Winzig klein, aber sofort auf den Beinen, am Saufen und immer an der Seite der Mutter, egal wie steil der Weg unserer Abkalbeweide zur Wasserstelle auch sein mag.

Und alle weiteren Kälber überzeugten mit der gleichen Fitness. Das sind robuste und widerstandsfähige Kälber! Mittlerweile darf Erwin nicht nur unsere Färsen sondern auch die Milchkühe decken und damit Natus zeitweise ablösen. Wir sind schon jetzt sehr gespannt, wie sich seine Nachzucht später im Melkstand machen wird und welche Gewichte die Bullen in zwei Jahren erreichen können.

Mit dem Roten Harzer Höhenvieh haben wir nun auch eine heimische Zweinutzungsrasse aus unserer Gegend mit im Stall. Etwas das uns durchaus sehr gut gefällt! :-)

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„Echte Kühe tragen Hörner!“

Wenn man eine behornte Kuh sieht, erübrigt sich eigentlich jede weitere Erklärung, warum wir uns dazu entschlossen haben, das von uns verhasste Enthornen der Kälber an den Nagel zu hängen.

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Wir haben in unserer nun gemischten Herde aus behornten und unbehornten Kühen keine größeren Schwierigkeiten. Mittlerweile sind ca. 50% unserer Herde behornt mit steigender Tendenz. Um der Verletzungsgefahr, die durch die Hörner entstehen kann, Herr zu werden, sind andere Paramenter viel ausschlaggebender, als die Hörner zu entfernen: ausreichend Platz zum Ausweichen und ein stressfreier Umgang mit den Tieren. Die Kühe wissen ganz genau um ihre Hörner und sie wissen auch, wie es ist, diese Hörner abzubekommen. Das führt dazu, dass sie auch ihren eigenen Einsatz damit ganz genau abschätzen und nur gezielt einsetzten. Dabei entstehen selten ernsthafte Verletzungen, da die Hörner in erster Linie dazu genutzt werden, beim Rangordnungsgezicke ineinander verkeilt zu werden und somit ein Abrutschen der Köpfe beim Kopfdrücken zu verhindern. Als Waffe setzen die Kühe ihre Hörner im Normalfall nur gegen einen Feind ein, aber nicht gegen andere Kühe. Wenn es um Futter geht, kann von dieser Regel schon mal abgewichen werden, und Zickenterror lässt sich unter so vielen Frauen auch nicht ganz vermeiden, aber auch da gilt: wer den Ranghöheren respektiert und weicht, bekommt kein Horn zu spüren. Vorausgesetzt er hat Platz zum weichen. Darauf achten wir. Wirkliche Verletzungen entstehen nur dann, wenn die Herde in Stress oder gar Panik gerät. Dann passt keiner mehr auf den anderen auf. Deshalb ist auch das bei uns oberste Priorität: Low Stress Management, wie es so schön im Fachjargon heißt.

Probleme haben wir nur mit rangniedrigen behornten Rindern, die ihre Hörner benutzen, um ihre Unsicherheit zu kaschieren und nicht die letzte Position in der Herde beziehen zu müssen. Da werden dann die Hörner schon mal gegen unbehornte ebenfalls schwache Tiere eingesetzt. Dem versuchen wir so gut es geht, durch die Konstellation der Gruppen entgegenzuwirken. Stellt sich ein Rind als absolut sozial unverträglich heraus, kann es passieren, dass wir uns von ihm trennen, zum Schutz der restlichen Herde.

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Es gibt neben dem Enthornen, bei dem der Hornansatz bei jungen Kälbern im Alter von ca. 4-6 Wochen verödet wird, auch eine genetische Hornlosigkeit, die man züchterisch recht schnell erreichen kann, wenn man genetisch hornlose Bullen einsetzt. Da wir tatsächlich aber nicht nur das Enthornen vermeiden wollen, sondern ganz bewusst eine behornte Herde haben wollen, war bei unserem Deckbullenkauf Voraussetzung, dass die Bullen behornt sein müssen.

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Wir beobachten, dass unsere behornten Tiere eine bessere Widerstandsfähigkeit mitbringen. Klauengesundheit und Stoffwechsel scheinen besser zu funktionieren. Natürlich spielen da auch andere Faktoren eine Rolle, aber die Tiere wirken insgesamt trotzdem gesünder. Das Horn hat eine wichtige Funktion im Stoffwechselkreislauf der Kuh, die unserer Ansicht nach, nicht zu vernachlässigen ist. Es heißt, wenn es wohl auch nicht gänzlich erforscht ist, dass Milch von behornten Tieren für Menschen mit Intoleranzen besser verträglich sein soll.