Haltung
In der Haltung unserer Kühe und ihrer Nachzucht haben wir stets das Wohl unserer Tiere im Blick und versuchen ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Das bezieht sich nicht nur auf den Platzbedarf sondern auch auf die Gruppenzusammenstellungen und unseren Umgang mit ihnen, um jedem Tier ein stressfreies Dasein zu ermöglichen. Gleichzeitig ist unser Hof sehr alt und wir müssen mit teilweise sehr alten Stallgebäuden zurechtkommen.
Aber auch in nicht optimalen Verhältnissen, kann man weitestgehend optimale Bedingungen schaffen, wenn man Herdengröße, Fütterungs- und Stressmanagement gut im Griff hat, so dass alle Tiere immer einen trockenen Liegeplatz zur Verfügung haben, der ihnen auch Ruhe vor Artgenossen ermöglicht, jederzeit freien Zugang zum Futter und Wasser auch für rangniedrigere Tiere gewährleistet und wir gegen Mobbing und Stressfaktoren (inklusive dem Menschen) einschreiten.
Die frischgekalbten Kühe verbringen die ersten 8- 12 Wochen mit ihrem Kalb in unserem Mutter-Kind-Haus. Dieser Stall ist ein Offenfrontstall mit zwei Bereichen auf Stroh. Im Gegensatz zu den bei Bio vorgeschriebenen 6m² Fläche pro Kuh, haben sie bei uns mindestens 10m² zur Verfügung, da es bei mehr Tieren im Stall zu Unruhe und Unwohlsein einzelner Tiere kommt. Auch der Strohverbrauch steigt schlagartig an, wenn der Stall immer trocken sein soll. Im Sommer gibt steht tagsüber der Zugang zur Weide offen, so dass sie rein und raus gehen können, wie es ihnen beliebt.
Für die fortgeschrittene Laktation, wenn die Kälber mindestens acht Wochen alt sind, steht unser alter Kuhstall zur Verfügung. Wir hoffen zwar immer noch, dass wir irgendwann einen neuen komfortableren Stall für unsere Kühe bauen können, aber bis dahin müssen sie mit den alten Gegebenheiten Vorlieb nehmen. Dort haben die Kühe eingestreute Liegeboxen und die Laufgänge bestehen aus Spaltenböden. Um den Komfort zu erhöhen haben wir in diesem Stall nie die volle Besatzdichte. Das heißt es sind immer weniger Kühe im Stall, als Liege- und Fressplätze zur Verfügung stehen. Außerdem steht den Kühen ein Auslauf zur Verfügung und sobald das Wetter und der Boden es zulassen haben sie Tag und Nacht freien Zugang zur Weide.
Für die Trockensteher (hochtragenden nicht mehr gemolkenen Kühe) im Winter und die ausgewachsenen Mastbullen im Sommer, nutzen wir unsere Strohställe mit großem Auslauf und Außenfuttertisch in den alten umgebauten Ställen am Hof. Hier wird täglich eingestreut und die Ställe je nach Bedarf für die passenden Gruppierungen unterteilt.
Die Wintermonate verbringt unsere Nachzucht auf unserem Pachtbetrieb in großzügigen Strohställen. Wir haben jährlich einen Strohverbrauch von rund 1000 Rundballen, damit alle Tiere trocken und weich liegen können. Im Sommer steht dieser Stall leer, da alle Tiere auf die Sommerweide gehen. Dann nutzen wir ihn als Pferdestall für Kurse und Camps.
Die gesamte Nachzucht verbringt den Sommer auf der Weide. Alle Weiden bieten ausreichend Platz und natürliche Schutzvorrichtungen vor Sonne und Wetter. Gibt die Weide nicht mehr genug Futter her, füttern wir auf der Weide zu, so dass alle Tiere ausreichend versorgt sind. Wann wir die Tiere hinausbringen und wieder in den Stall holen, bestimmt das Wetter. Bei Dauerregen und Kälte lassen wir die Tiere nicht draußen. Besonders die Jüngeren können das nicht besonders gut ab und sind froh, wenn sie in den schützenden, trockenen Stall zurückdürfen.
Fütterung
Neben der Weidehaltung im Sommer produzieren wir unser gesamtes Futter für unsere Tiere selber. Hauptsächlich durch die Grasmahd. Wir fahren das Gras von drei bis vier Schnitten so trocken, wie es gerade noch für eine gute Verfestigung möglich ist, in unsere Fahrsilos. Ein Teil wird auch in Rundballen gepresst. Wir legen großen Wert auf einen hohen Anteil an Reineiweiß und versuchen durch nicht zu nasse Silagen den Nicht-Proteinstickstoff in der Ration gering zu halten. Der eigene Maisanbau für Ganzpflanzensilage und der Getreideanbau als Kraftfutter sichert die Energie in der Fütterung. Zugekauft wird bei uns nur Mineralfutter, Salz, Futterkalk und Bierhefe.
Unsere Ration ist für alle Tiere gleich, ob Milchkuh, Trockensteher, weibliche Jungrinder oder Mastbullen. Der einzige Unterschied liegt in der zusätzlichen Getreideschrotfütterung, die der Leistung der Tiere angepasst wird. Wir achten grundsätzlich auf eine nicht zu hohe Proteinversorgung und auf ausreichend Energie. Viele Biobetriebe haben das Problem, dass ihr Eiweißanteil durch Kleegras und zusätzliche Grobkörnerleguminosen, wie Bohnen, Erbsen und Lupinen sehr hoch ist, aber die von der Kuh benötigte Energiezufuhr, um das Protein umzusetzen, nicht ausreicht. Dadurch kommt es zu erhöhter Harnstoffbildung, die Leber und Nieren langfristig überlastet und zu Stoffwechselerkrankungen führen kann. Auch die typischen Krankheiten einer frischgekalbten Kuh, wie Milchfieber, Ketose und Acidose können Folgen der zu hohen Eiweißzufuhr sein.
Fütterung bei Hitze
Bericht aus dem Sommer 2018
Vor gut zwanzig Monaten haben wir unsere Fütterung – entgegen der Meinung aller Berater und Berufskollegen, angelehnt an die umstrittene Theorie von Dr. med. vet. Schmack – auf eine reduzierte Zufuhr von Eiweiß umgestellt. Laut seiner Studien belastet die gängige hohe Zufuhr an Stickstoff Leber und Nieren der Kühe und ist Ursache für so gut wie alle typischen Kuhkrankheiten. Und die Kühe haben uns sehr schnell gezeigt, dass an dieser Theorie irgendetwas dran sein muss. Schon in kürzester Zeit nach der Umstellung wirkten sie nicht mehr so müde und fingen wieder an klar in die Welt zu gucken.
Durch die genaue Beobachtung unserer Kühe haben wir recht schnell festgestellt, dass nicht das Reineiweiß an sich, so wie es in der Pflanze vorkommt, die größeren Schäden verursacht, sondern sehr viel mehr der NPN Anteil (Nicht Protein Stickstoff), der hauptsächlich durch den Silierprozess zustande kommt und umso höher ist, um so desto nasser das Gras eingefahren wird. Also haben wir nicht nur das Eiweiß von 18% auf 13% reduziert, sondern fahren auch das Gras sehr viel trockener als vorher ins Fahrsilo.
Die Kühe danken es uns und bestätigen die Richtigkeit dieser Entscheidung! Die Milchleistung ist gut, nicht übertrieben hoch, aber doch mittlerweile besser als zum Zeitpunkt der Übernahme der Herde vor vier Jahren und dabei stabil über die längste Zeit der Laktation. Der Start in die Laktation nach der Geburt klappt mittlerweile mit sehr wenigen Ausnahmen reibungslos, nachdem uns vorher kaum eine Kuh, ohne irgendein Krankheitsbild davongekommen ist. (Ketose ist seitdem gar nicht mehr aufgetreten und Milchfieber nur noch vereinzelt bei alten Kühen, die bereits über sieben Laktationen hinter sich haben.)
Unsere Harnstoffwerte in der Milch liegen seitdem deutlich unter 150 mg/1000 ml mit dem Ziel unter 100 mg zu bleiben. (Die Normalwerte werden zwischen 150-250 mg/1000 ml angegeben, aber was hat Harnstoff überhaupt in der Milch zu suchen?) Halten sich die niedrigen Werte, haben wir keine gesundheitlichen Probleme. Steigen sie bedingt durch unterschiedliche Silagen wieder auf über 150, dauert es nicht lange bis die ersten Euterentzündungen und Klauenprobleme auftauchen. Da können alle Berater erzählen was sie wollen: da hören wir nur auf unsere Kühe! 😉 Außerdem haben wir feststellen können, dass die Milch mit niedrigen Harnstoffen deutlich süßer und weniger bitter schmeckt.
Und die beste Bestätigung dieses Jahr: dieser extrem heiße Sommer hat unseren Kühen kaum etwas ausgemacht! 😊
Die Milchleistung ist nur geringfügig zurückgegangen und die Kühe wirken entspannt und nicht völlig fix und fertig, wie wir es von den vorherigen Sommern, trotz deutlich moderateren Temperaturen, gewohnt waren!
Und der zweite positive Effekt, neben der deutlich besseren Tiergesundheit, ist der Kostenfaktor. Ohne hohe Kosten für Tierarzt und teurem Zukauf von Milchleistungsfutter und Eiweißergänzer, bleibt unterm Strich, auch bei einer etwas geringeren Milchleistung, mehr übrig als bei einem Stalldurchschnitt von 30 Litern am Tag, den man sich – besonders im Biobereich – teuer erkauft.
Langfristig erhoffen wir uns einen deutlich höheren Altersdurchschnitt der Herde und eine noch bessere Leistung aus dem Grundfutter Gras mit weiterer Reduzierung des Kraftfutters, das bei uns aus hofeigenem Getreideschrot besteht. Manchmal ist weniger mehr! 😊